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Science Fiction-Filme der DDR A. Filmographie Chemie und Liebe , DDR 1948B Marion Keller, Frank Clifford R Arthur Maria Rabenalt D Hans Nielsen, Tilly Lauenstein, Ralph Lothar, Ann Hölling schwarz-weiß, 98 min. Der schweigende Stern, DDR / Polen 1960 Der Mann mit dem Objektiv, DDR 1961 Ztracená tvář , ČSSR / DDR, 1965B Josef Nesvadba (? - vgl. lit. Vorlage)) R Pavel Hobl lit. Vorlage: " Ztracená tvář" von Josef Nesvadba (aus dessen Sammelband: "Einsteinuv mozek") 85 min. Stunde des Skorpions, DDR-Fernsehfilm, 1968 Signale - ein Weltraumabenteuer, DDR / Polen 1970 B Herrmann Zschoche R Herrmann Zschoche D Cox Habbema, Iwan Andonow, Wsewolod Sanajew Farbe, 82 min , DDR / ČSSR, 1975 B Egon Schlegel R Egon Schlegel D Leo Sucharipa, Wolfgang Gresse, Norbert Christian Farbe, 79 min. Blumen für den Mann im Mond, DDR, 1975 Im Staub der Sterne, DDR, 1976 Der getreue Roboter, DDR-Fernsehspiel, 1977 Der Nachlaß, DDR-Fernsehspiel, 1978 Das Ding im Schloß, DDR, 1979 Professor Tarantoga und sein seltsamer Gast,
DDR-Fernsehspiel 1979 Besuch bei van Gogh, DDR, 1985 Bumerang, DDR, Hochschule für Film und Fernsehen der DDR "Konrad
Wolf", Potsdam-Babelsberg, 1988
Dr. Olaf R. Spittel Spielfilme und Fernsehproduktionen Die DEFA - die Filmgesellschaft der DDR - zeigte sich bislang SF-Themen nicht sehr aufgeschlossen, obwohl sie mit ihren ersten SF-Film aus dem Jahre 1960 "Der schweigende Stern" einen guten Start hatte. In dieser Koproduktion mit der VR Polen führte Kurt Maetzig, einer der wichtigsten Regisseure der DDR, Regie. Die literarische Vorlage zu diesem Film stammt von Stanislaw Lem - dessen "Planet des Todes" von nicht weniger als fünf Drehbuchautoren in eine geradlinig-abenteuerliche Fassung gebracht wurde, die Maetzig mit dem für die 60er Jahre möglichen sparsamen Einsatz tricktechnischer Mittel in Szene setzte. Als man (in der Filmgegenwart des Jahres 1970) entdeckt, daß im Jahre 1908 über Zentralasien ein Raumschiff von der Venus abgestürzt ist, schickt man eine international besetzte Expedition zu dem Nachbarplaneten. Dort stößt man auf die Überreste einer Zivilisation, die sich selbst zugrunde gerichtet hat. Nur durch das Opfer dreier Kosmonauten entkommen die anderen Expeditionsteilnehmer aus einer für sie zur falle gewordenen sinnlos weiterfunktionierenden technischen Anlage, deren einstiger Zweck in der Vernichtung der Erde bestand. Als Kontrast zu der verwüsteten Venus zeigt der Film eine friedliche Erde der nahen Zukunft, in der die Atomkriegsgefahr durch das vereinte Handeln der Menschen gebannt ist. Im Jahre 1961 folgte mit "Der Mann mit dem Objektiv" eine humoristisch-satirische Filmkomödie, die einen Mann aus dem Jahre 2222 für einen Tag in den DDR-Alltag der Gegenwert geraten ist. Mit Hilfe eines Gedankenlesekristalls deckt er einige Unkorrektheiten und moralische Schwächen im VEB "Schöne Zukunft" auf. Erst 1970 präsentierte die DEFA wieder einen aufwendigen SF-Film - erneut eine Koproduktion mit der VR Polen - , dessen Titel "Signale - ein Weltraumabenteuer" bereits auf die wichtigsten Attribute dieses Streifens hinweist: Abenteuer in futuristischen Raumschiffbauten und große Tricktechnik, in der menschliches handeln oft zur Statisterie degradiert wird. Frei nach dem Roman "Asteroidenjäger" von Carlos Rasch drehte Regisseur Gottfried Kolditz eine Geschichte von Raumschiffhavarie und Rettungsexpedition und von rätselhaften Signalen Außerirdischer. Wichtig ist der Film für die DDR, weil er zumindest einiges von dem, was tricktechnisch im SF-Film möglich ist, recht gekonnt vorführte, insbesondere Aufnahmen von schwerelos im Weltall schwebenden Körpern. Der zwei Jahre später, 1972, in die Kinos gekommene Film "Eolomea" von Herrmann Zschoche, eine Koproduktion zwischen der DDR, Bulgarien und der Sowjetunion, versuchte, mehr Gewicht auf psychische Konflikte in einem ähnlich ins Bild gesetzten Weltraumabenteuer zu legen. Der Raumfahreralltag wurde realistischer dargestellt, obwohl auch "Eolomea" nicht ohne ein übertriebenes Pathos vom Heldentum der Eroberer des Kosmos auskam. Die Handlung ist - wieder - das schwächste Element des Films: Eine Gruppe junger Raumflieger setzt gegen die Anweisung des Wissenschaftlichen Rates der geeinten Weltbevölkerung eine Expedition zu einem 12 Lichtjahre entfernten Planeten durch, von dem rätselhafte Funksignale kommen, aus denen sich der Name "Eolomea" herauslesen läßt. Im Jahre 1975 produzierte die DEFA zwei gegenwartsnahe Kinderfilme, die mit wenigen SF-Elementen spielten. "Abenteuer mit Blasius" (Regie: Egon Schlegel, Koproduktion mit der CSSR) schickt zwei Jungen auf die Fährte eines sich seltsam benehmenden Besuchers der Leipziger Messe, der sich als ein menschenähnlicher Roboter herausstellt und heimlich von seinem Konstrukteur getestet wird. In der Schlußszene hat der Roboter seine Aufgabe darin gefunden, Kindern Märchen zu erzählen. "Blumen für den Mann im Mond" (Regie: Rolf Losansky) ist eine märchenhafte Geschichte mit wenigen SF-Elementen um einen kleinen Jungen, der eine Blume züchten möchte, die in Kälte und ohne Luft auf der Mondoberfläche wächst. "Im Staub der Sterne" (1976), der zweite Film von Gottfried Kolditz, führte Inhalt und Gestaltungsmittel enger zusammen und ordnete die tricktechnsichen Details sinnvoll einer abenteuerlichen Geschichte unter: Raumfahrer folgen Funksignalen, in denen um Hilfe gebeten wird, und landen auf einem Planeten, dessen Bevölkerung von einer fremden Ausbeuterklasse zu Sklaven degradiert wurde. Den ankommenden Raumfahrern wollen die Herrscher des Planeten dies verheimlichen, und sie inszenieren ein verwirrendes Spiel, das mit Sinnestäuschungen und rauschenden Orgien die Wahrheit verschleiern soll. Als dies nicht gelingt und die Raumfahrer Partei für die Unterdrückten ergreifen, werden sie angegriffen und können nur mit Mühe von dem Planeten entkommen. Wie stets bei den SF-Filmen der DEFA kamen bekannte und gute Darsteller zum Einsatz, verstärkt durch Darsteller aus anderen sozialistischen Ländern. Doch ließen sich auch dadurch die für diese Filme beinahe schon typischen dramaturgischen Schwächen und szenarischen Ungereimtheiten nicht überdecken. Zu plakativ und vordergründig wollte man weltanschauliche Aussagen vorbringen, und dabei kamen Plausibilität, Lebensnähe und Unterhaltung zu kurz; allgemein mangelte es an Vertrauen in die Faszination der optischen Umsetzung von SF-Ideen. Besonders deutlich wurde gerade die Diskrepanz zwischen hochwertiger Besetzung und niedriger Qualität des Films bei den letzten beiden SF-Produktionen der DEFA: "Das Ding im Schloß" und "Besuch bei van Gogh". Erwin Geschonneck und Vlastimíl Bradský verkörpern in "Das Ding im Schloß" (1979) zwei greise Professoren, die bei einer von den Bewohnern eines Altersheimes gebauten Verjüngungsmaschine letzte Hand anlegen sollen. In der als Komödie geplanten Geschichte gelingt das Experiment. Geschonnek läuft als sein jüngeres Ich herum und betört die Frau des Heimleiters - während die anderen Alten krampfhaft bemüht sind, ihr Geheimnis vor dem Heimleiter zu verbergen. Weder ist die abstrakte Moral des Films - Verjüngungen lohnen sich nicht - das Ergebnis einer erbsthaften Diskussion des Problems, noch gelingt es dem Film, zu dem Gottfried Kolditz das Buch schrieb und der auch wieder Regie führte, beim Zuschauer mehr als nur ein zaghaftes Lächeln hervorzurufen. "Besuch bei van Gogh" (1985) unter der Regie von Horst Seemann schließlich arbeitet ebenfalls mit einer Zeitmaschine, um van Gogh einige seiner noch malfrischen Bilder billig abzukaufen und sie in die Zukunftszeitebene des Films zu holen. Die dort für die Bilder zu erzielenden Riesensummen sollen einem Forschungsinstitut zugute kommen, um die marode Männerwelt der Zukunft von Impotenz und Haarausfall zu befreien. Der Film weicht in einigem von der humorvollen Vorlage des sowjetischen Autors Sewer Gansowski ("Vincent van Gogh") ab und kann die beiden Zeitebenen, die idyllisierte Welt van Goghs und die gekünstelt-kalte Zukunftswelt (deren Architektur aus der BRD und Frankreich geborgt wurde), nicht in einen Zusammenhang bringen. Horst Seemann legte sichtlich Wert darauf, viele Details aus dem Leben des berühmten Malers ins Bild zu setzen, doch gelingt die Künstlerstudie zu skizzenhaft, wird nicht nacherlebbar und leidet an zu breitem Pathos. Der aufwendig produzierte Film, der mit Rolf Hoppe, Grazýna Szapolowska und Christian Grashof wieder über gute Schauspieler verfügt, erzielte trotz einer ansprechenden Kameraführung und formal schöner Landschaftsbilder nur eine außerordentlich geringe Publikumsresonanz. Das Fernsehen der DDR hat sich lediglich einmal mit einem größeren SF-Projekt befaßt, dem dreiteiligen Fernsehfilm "Stunde des Skorpions" (1968); Günther Krupkat schrieb das Szenarium und Horst Zaeske führte Regie. Die aktionsreiche und kriminalistisch angelegte Zukunftsgeschichte dreht sich um eine internationale Sicherheitsorganisation, die Agenten der letzten kapitalistischen Machtgruppen im Auge behält und ihnen den Zugriff zu einer neuentdeckten Energiequelle, die als Superwaffe eingesetzt werden könnte, verwehrt. Zudem läßt die Aufklärung rätselhafter Einbrüche in wissenschaftliche Eirichtungen auf das Eingreifen unsichtbar auftretender Außerirdischer schließen. Diesem Fernsehfilm gingen zwei kleinere Fernsehspiele - ebenfalls nach Stoffen von Günther Krupkat - voraus, und ihm folgten einige weitere Fernsehspiele, von denen das Lem-Stück "Der getreue Roboter" (1977, unter der Regie von Jens-Peter Proll) und "Der Nachlaß" (1978, von Gerhard Rentzsch und unter der Regie von Peter Deutsch) erwähnenswert sind. "Der getreue Roboter" ist eine geschickte und effektreiche Umsetzung des Themas vom vollkommenen Roboter, der einen vollkommenen Menschen erschaffen will und doch nur ein unvollkommenes, also menschliches Wesen zustande bringt. "Der Nachlaß" dagegen ist äußerlich ein eher realistisches Fernsehspiel, das lediglich im Thema - zwei Physiker versuchen, hinter eine geniale Erfindung ihres verstorbenen Professors zu kommen - einen Bezug zur SF hat.
C. Nachsatz aus dem Januar 2000 Der vorstehende Text stammt aus der Mitte der 80er Jahre und ist wesentlich weniger drastisch formuliert, als ich dies heute tun würde. Und dennoch will ich ihn hier nicht überarbeitet präsentieren, sondern unverändert - da ich ihn in der Tendenz nach wie vor für zutreffend halte. Als kurze Skizze kann der Text ohnehin nicht beanspruchen, in die Tiefe zu gehen und den Gründen für die vielen formalen und inhaltlichen Schwächen des DDR-(SF)-Films nachzuforschen. - Eine Arbeit, die noch aussteht und aus dem heutigen zeitlichen Abstand und der Möglichkeit freier Äußerung auch besser möglich ist.
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